Camino Primitivo 2019

Am 3. Mai landete ich am kleinen Flughafen von Asturias, Von dort sind es nur wenige Kilometer mit dem Bus nach Oviedo in Nordspanien. Bei leichtem Regen suchte ich die Kathedrale von Oviedo, denn hier startete der offizielle Jakobsweg. "Camino Primitivo" heißt der Ursprüngliche Weg und war der erste geschichtliche Jakobsweg in Spanien. 

Das Wetter wurde zum Glück bald besser und ich kam recht schnell in das ländliche Gebiet von Asturien. Hier fühlte ich mich gleich wieder wohl. Am ersten Tag wanderte ich recht gemütlich und ohne große Höhenunterschiede bis nach Grado. Dort befand sich eine wunderschöne Herberge. Am dem zweiten Tag war es aus mit gemütlich dahin wandern. Von nun an überquerte ich eine Gebirgskette. Sie war zwar nicht wirklich hoch, aber es ging immer rauf und runter. In den nächsten Tagen schaffte ich über 5000 Höhenmeter bergauf und ebenso viele wieder bergab. Die Etappen konnte man sich nicht so individuell einteilen, da es nur wenige Herbergen gab. Nach einer durchschnittlichen Entfernung von 25 km befand sich meistens wieder eine Unterkunft. Die Wege waren toll zu gehen und am Tag sah ich so gut wie keine Pilger. 

Ab Lugo wurde der Weg wieder leichter und es gab kaum noch Berge zu erklimmen. Bei Melide traf der Camino Primitivo auf dem Camino Frances. Ab jetzt wurde es so richtig heiß, so um die 30 Grad und nach wenigen Tagen erreichte ich bereits Santiago. Danach wanderte ich noch drei Tage bis nach Muxia und zum krönenden Abschluss pilgerte ich bis nach Finesterre. 

Dieser Camino war zwar anstrengend aber eine tolle Erfahrung für mich. Manchmal war es sehr einsam trotzdem lernte ich einige sehr interessante Menschen kennen. Wie z.B. Wolfi aus Österreich, der nur ein Bein hatte und mit einer Beinprothese den Camino Frances bewältigte. Er hatte einen speziellen Tretroller als Hilfe. Wolfi war ein positiver und extrem lustiger Typ. Einfach nur Respekt.

Meine unheimlichste Begegnung war in der einsamen Bergregion. Bei einem Waldweg hörte ich ein lautes Rascheln und wenige Sekunden später starrte mich ein Wildschwein etwa fünf Meter vor mir an. In diesen Paar Schrecksekunden bewegte ich mich keinen Millimeter, zum Glück lief es dann weiter. 

Diesen Weg kann ich nur jeden empfehlen, der die Einsamkeit genießt und sich nicht von den Bergetappen zurückschrecken lässt. Die Landschaft ist phänomenal und es gibt sehr wenig Asphaltwege. Als Einsteigerweg zum pilgern würde ich eher abraten. Da gibt es sicher leichtere Varianten.