Jakobsweg, diesmal der Weg an der Küste


1. TAG

Startpunkt ist diesmal Bilbao. Da ich erst am Abend in Bilbao ankomme, fahre ich mit der Metro Richtung Muskiz, von dort gehe ich bis nach Pobena. Die Herberge ist voll, aber ich darf in einem Zelt schlafen. Glück gehabt. Am nächsten Morgen gehts um 7 Uhr bei Dunkelheit los. Recht bald erreiche ich die Küste mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Bereits um 10 Uhr spüre ich die Hitze, es hat ca 35 Grad. Das Gewicht vom Rucksack fühlt sich verdammt schwer an, aber trotzdem komme ich ganz gut zu Recht. Das Gehen tut gut und vor allem die Umgebung ist einach wunderschön. Um ca 11 Uhr erreiche ich die erste größere Stadt: Castro Urdiales. Ein schöner Hafen und eine tolle Altstadt. Danach gehts weiter an der Küste und um 14 Uhr bin ich in der Herberge in einem kleinen Dorf namens Islares. Für den ersten Tag bin ich ziemlich erschöpft, aber nach der Dusche, Wäsche waschen und Fußpflege wieder voll im Pilgeralltag. Nun genieße ich den Rest vom Tag und tu einfach nix.


Playa

In den nächsten Tagen gehts manchmal direkt an der Küste entlang, dann wieder ins Land hinein. Es sind zwar keine hohen Berge zu bewältigen, trotzdem gehts mal bergauf und bergab auf 0m Seehöhe. Manchmal gehe ich direkt bei einer Steilküste, dann wieder an einem langem Sandstrand. Am liebsten würde ich ins Meer baden gehen, doch das wäre keine gute Idee, denn dann würde ich nicht mehr in die Wanderschuhe reinkommen. So wandere ich eben weiter. Das tolle am Weg: ich gehe fast immer allein, es sind kaum andere Pilger unterwegs. nur am Abend treffe ich in den Herbergen auf andere Wanderer. Anfangs nur Spanier und Franzosen, später treffe ich immer wieder Deutsche und auf weitere Nationen.


Pfeile und Muscheln

Der Weg geht nicht nur auf schönen Wald- und Feldwegen, sondern verirrt sich des öfteren auf Straßen. Die Pfeile und Markierungen sind nicht immer eindeutig, ganz ohne Reiseführer funktioniert die Orientierung nicht. Am liebsten gehe ich natürlich der Küste entlang. Die größte Herausforderung sind die Riesenstädte zu durchqueren, dort sind die Pfeile am schwierigsten zu finden. Santander - 180 000 EW, Gijon - 278 000 EW. Aber es gibt auch echt schöne Kleinstädte wie Luarca oder Santillana del Mar. In der letzten Woche übernachte ich hauptsächlich in winzig kleinen Dörfern. Es ist einfach alles dabei.


Überleben

Die Herbergen kosten zwischen 6 und 10 Euro. Ganz einfach eingerichtet, mit Stockbetten und manchmal einer kleinen Küche. Fast immer Warmwasser, nur einmal im Kloster war die Dusche eiskalt.

Das Pilgermenü besteht aus zwei Teilen. Die erste Platte: meistens eine Suppe oder Salat oder Nudeln. Bei der zweiten Platte gibt es verschiedene Fleischspeisen. Zum Dessert gibts noch Flan (Pudding), Kuchen oder Joghurt. Zum Trinken entweder Wein oder Bier. Kosten meistens 10 Euro. Meine Highlights waren eine Paella, Ochsenschwanz geschmort, Fischsuppe und Caldo (Galicische Spezialität). Und sonst am Nachmittag gönnte ich mir einen Cafe con leche und später ein gutes kühles Bier. 


die Sonne im Rücken

Im Durchschnitt gehe ich etwas über 30 km pro Tag. Start meistens so um 7 Uhr früh. Da es noch stockfinster ist, brauche ich eine Stirnlampe. Um 8 Uhr wird es langsam heller und um ca 8.30 geht die Sonne richtig auf. oft erlebe ich einen wunderschönen Sonnenaufgang. Das frühe losgehen hat den Vorteil, ich gehe ich den Tag langsam hinein (ist einfach ein schönes Gefühl) und der zweite große Vorteil: ich muß nicht so lang in der Hitze gehen, denn ab 11 Uhr wirds meistens richtig heiß und so bin ich meistens zwischen 13 und 15 Uhr an meinem Zielort angelangt. hab dann auch viel Zeit zum erholen. Das Pilgermenü bekomme ich erst ab 20 Uhr und spätestens um 22 Uhr gehe ich freiwillig schlafen.


aus mit Einsamkeit

In den letzten zwei Tagen trifft der Camino del Norte auf den Hauptweg Camino frances ( wenn jemand Jakobsweg hört, meinen die Meisten Camino frances, doch es gibt so viele verschiedene Jakobswege). Zuerst war ich fast geschockt, denn ich traf innerhalb einer Stunde auf mehr Pilger als in den letzten drei Wochen. doch dann fand ich es irgendwie wieder komisch und die vielen Leute waren mir egal. Als ich vor sieben Jahren in der selben Stadt übernachtete, gab es damals gerade mal 2 Herbergen. Heute gibt es 6 Herbergen und eine ganze Menge Privatzimmer. Ja der Camino hat sich ein wenig geändert. Im nachhinein war ich richtig froh den Küstenweg gewählt zu haben, denn so konnte ich meine Reise ins Ich auskosten.


Angekommen

Das Ankommen in Santiago ist ein schöner Abschluss für den Weg. Leider war die Kathedrale eingerüstet, doch das ist nicht wirklich ein Problem. Habe wieder eine Pilgermesse mitgemacht, den hl. Jakobus umarmt und die Compostela erhalten(2 Stunden in einer Warteschlange). Einen Tag später besuchte ich Muxia, ein wunderschönes Hafendorf, so ähnlich wie Finesterre. Damit war mein Camino zu Ende bzw eigentlich beginnt der Weg ja erst nach dem Camino. !!!!!


the way

Aber das wichtigste am Weg ist nicht Santiago zu erreichen, sondern einfach der Weg, der Moment, das Jetzt und Hier. Alles andere ist plötzlich so unwichtig und du bist wieder frei für neues. Die Begegnungen mit anderen Mitpilgern und natürlich die Gespräche. Ja das ist einfach der Jakobsweg.